Kommt es während des Sprechens zu Störungen des Redeflusses durch Unterbrechungen und (teilweisen) Wiederholungen, so spricht man vom klassischen “Stottern”, oder auch Balbuties. Dieser Lexikon-Eintrag befasst sich vorangig mit der am häufigsten vorkommenden, idiopathischen Stottern, welches nicht auf psychischen oder physichen Ursachen beruht.
• Klonisches Stottern durch das schnelle Wiederholen von Wortteilen und Vokalen,
• Lautdehnungen
• Tonisches Stottern als Reaktion auf Blockaden
• Fluchtverhalten als typische Angstreaktion zur Vermeidung von Situationen in welcher die Gefahr des Stotterns größer ist. Diese auch als sekundäre Symptome bezeichnete Verhalten äußerst sich zumeist in einer höheren (Muskel-)Anspannung, schnellen ruckartigen Bewegungen und Gestiken sowie das Schneiden von Grimassen um die Situation zu “überspielen”.
• Psychologische Folgen aufgrund der verspürten Angst vor der Stotter-Situation, Hemmnisse und Scham
Es gibt eine Vielzahl von Theorien, welche die Entstehung des Stotterns zu erklären versuchen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es für keine dieser Theorien ausreichende empirische Belege. Das heißt, dass es heute keine abschließende Antwort auf die Frage gibt, wie Stottern entsteht und welche Ursachen es hat.
Die bestehenden Theorien lassen sich einteilen in psychodynamische, genetische, neuropsychologische, Breakdown- und Lerntheorien.
Psychodynamische Theorien gehen davon aus, dass unbewusste Konflikte oder Ziele zum Stottern führen, etwa das Ziel, Aufmerksamkeit oder Fürsorge zu erhalten. Ein Beispiel ist die Theorie Theo Schoenakers, welche auf der Individualpsychologie Alfred Adlers beruht. In der akademischen Sprechwissenschaft gelten psychodynamische Theorien im allgemeinen als widerlegt.
Genetische Theorien gehen von einer vererbten Disposition aus, welche die Entwicklung des Stotterns wahrscheinlicher macht. In Zwillingsstudien zeigt sich etwa, dass die Konkordanz bei eineiigen Zwillingen höher ist als bei zweieiigen. Genetische Theorien können nicht das gesamte Phänomen Stottern erklären.
Neuropsychologische Theorien nehmen an, dass sich das Gehirn bei Stotternden anders entwickelt als bei Normalsprechenden, woraus das Stottern resultiert. Einige Studien haben beispielsweise festgestellt, dass Stotternde eine weniger stark ausgeprägte Lateralisierung der Sprachverarbeitung haben als Normalsprechende. Neuropsychologische Studien sind oft korrelativ, weshalb sie keine befriedigende Interpretation von Kausalbeziehungen zulassen.
Breakdown-Theorien besagen, dass die Ressourcen zur Verarbeitung von Sprache und Sprechen bei Stotternden den Anforderungen nicht genügen, was zum Zusammenbruch (Breakdown) der Sprechverarbeitung führe. Für diese Theorien spricht etwa, dass Stotternde häufiger als Normalsprechende Sprachentwicklungsstörungen und andere Sprachstörungen haben.
Lerntheorien erklären die – vor allem sekundäre – Symptomatik durch eine Kombination aus klassischer und operanter Konditionierung. Klassische Konditionierung erklärt demnach die Verknüpfung des Primärstotterns mit sekundären Verhaltensweisen: Die wiederholte Kopplung primärer mit sekundären Verhaltensweisen führt dazu, dass die sekundären Verhaltensweisen durch die primären automatisch ausgelöst werden. Operante Konditionierung erklärt, warum Vermeidungsverhalten gezeigt wird: Vermeidungsverhalten führt zu verminderter Angst und wird daher verstärkt, womit die Wahrscheinlichkeit solchen Verhaltens steigt.
Die Diagnose Stottern wird gestellt, wenn typische Symptome in einem erheblichen Ausmaß vorhanden sind. Gemäß ICD-10 soll Stottern diagnostiziert werden, wenn Symptome wie Wiederholungen und Dehnungen von Sprachelementen und häufige Pausen anhaltend oder wiederholt auftreten, zu einer deutlichen Unterbrechung des Sprachflusses führen und die Störung mindestens drei Monate andauert.
Bei der Diagnose sollte darauf geachtet werden, dass repräsentative Daten bezüglich der Sprechflüssigkeit erhoben werden, da manche Klienten in der diagnostischen Situation flüssiger sprechen als in Alltagssituationen. Daher sollten der Klient oder dessen Angehörige über die Sprechflüssigkeit im Alltag befragt werden. Auch Tonaufnahmen aus Alltagssituationen können hilfreich sein.
Differentialdiagnose
Das Stottern muss von folgenden Störungen unterschieden werden:
• Entwicklungsstottern: Bei Kindern mit Unflüssigkeiten muss entschieden werden, ob es sich um normale Unflüssigkeiten (sogenanntes Entwicklungsstottern) oder um pathologisches Stottern handelt.
• Poltern: Eine Redeflussstörung, die durch erhöhtes Sprechtempo und undeutliche Aussprache gekennzeichnet ist.
• Erworbenes Stottern: Idiopathisches Stottern (Stottern mit unbekannter Ursache) muss vom erworbenen Stottern unterschieden werden, das auf ein psychisches oder physisches Trauma oder auf eine neurologische Erkrankung zurückgeht.
Die Lebenszeitprävalenz des Stotterns beträgt etwa fünf Prozent, die Punktprävalenz bei älteren Kindern und Erwachsenen etwa einem Prozent.[2][5] Bei Kindern beträgt das Verhältnis von Jungen und Mädchen etwa 2:1. Das entsprechende Verhältnis bei Erwachsenen beträgt 4:1 bis 5:1. Personen mit neurologischen Erkrankungen, zum Beispiel Epilepsie, sind häufiger betroffen.
Verlauf und Prognose
Stottern beginnt immer vor dem zwölften Lebensjahr, bei der Hälfte der Betroffenen zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr, bei 90 Prozent vor dem sechsten Lebensjahr. Ein Großteil der stotternden Kinder verliert die Störung bis zur Pubertät. Bei Mädchen beginnt das Stottern früher, sie verlieren es aber auch mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder. Nach der Pubertät ist eine vollständige Remission unwahrscheinlich bis unmöglich. Eine Besserung mit oder ohne Therapie kommt in jedem Alter vor, wobei eine rechtzeitige Behandlung des Stotterns die Chancen erhöht die Sprechstörung vollständig abzulegen.
Eine vollständige Heilung – als absolute Symptomfreiheit in allen Situationen – ist beim Stottern insbesondere im Erwachsenenalter schwer oder gar nicht erreichbar. Da für die Betroffenen das Stottern oft eine schwere Einschränkung darstellt, existieren viele unseriöse Ansätze, welche meist innerhalb weniger Tage eine Heilung versprechen. Es ist vor einer Therapie daher ratsam, unabhängigen Rat von Fachleuten einzuholen, die keine finanziellen Interessen verfolgen. Die Logopäden der Münchner Praxis Sprechzeit verfügen über ein umfangreiches Repertoire an Behandlungsanstätzen zur Überwindung von Redeflußstörungen wie dem Stottern. Nach eingehender Diagnostik und Absprache kommen verschiedene logopädische Methoden zur Stottertherapie zur Anwendung:
Modifikations-Ansatz
Dieser verhaltenstherapeutische Ansatz basiert auf der Annahme, dass Stottern grundsätzlich nicht heilbar ist, da die neuronale Grundstruktur des Sprechens eines Erwachsenen mit ihren motorischen, psychogenen und teilweise neurotischen Einflüssen soweit ausgeprägt ist, dass grundlegende Änderungen unmöglich sind. Der Ansatz zielt daher primär darauf ab, die stotternde Sprechweise anzunehmen, mit ihr leben und sie explizit modifizieren zu lernen. Die Vorgehensweise ist verhaltenstherapeutisch angelegt und umfasst Aspekte wie
• Annahme und Identifikation,
• Desensibilisierung siehe hierzu auch Pseudostottern
• Modifikation der Symptomatik
• Situations- und Kommunikationstraining
Dieser Ansatz wurde in den 30er Jahren an der University of Iowa entwickelt. Hauptvertreter ist der US-Amerikaner Charles Van Riper (1905 bis 1994), der als einer der Begründer der speech-language pathology in den USA gelten kann (akademischer Beruf mit Studium an der Philosphischen Fakultät, daher mit Logopäden nicht zu vergleichen, eher mit Klinischen Sprechwissenschaftlern). Ein Großteil seiner Schriften befasst sich mit dem Thema Stottern.
Sprechtechnischer Ansatz
Demgegenüber steht ein Ansatz, der sich im Hinblick auf Anleihen aus Gesangs-, Atem- und Stimmtechnik auf das Erlernen einer »neuen« Sprechweise richtet. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Mehrheit der Stotternden beim Singen oder beim Sprechen im Chor keine Probleme hat, werden klangvolleres Sprechen, Tongebung, Atemtechnik und rhetorische Aspekte eingeübt. Die Begründer sind hier Karl Hartlieb, Oscar Hausdörfer, Ronald Muirden, Erwin Richter, Rudolf Denhardt und andere, wie P. A. Kreuels oder Leonard Del Ferro.
Mentaler Ansatz
Mit dieser überwiegend mentalen (gedanklichen) Methode, die ihren Ursprung im Leistungssportbereich hat, soll das Sprechen angstfrei in geordneten Bahnen neu und natürlich gelernt und sollen die alten Stotterstrukturen überlernt werden. Durch regelmäßiges Lesen und Umsetzen der autosuggestiven und wohltuenden Leitsätze soll das Unbewusste in die gewünschte Richtung eines individuellen und flüssigen Sprechens gebracht werden. Begründer der Ropana-Methode ist Roland Pauli.
Weitere Ansätze
Viele weitere Therapien und therapeutische Ansätze fokussieren Teilaspekte wie Atemtechnik, Stimmgebrauch und Klangerzeugung oder arbeiten mit Hilfsmitteln wie Hypnose. Allerdings ist die Fachwelt uneins über die Wirksamkeit dieser Ansätze zur Behandlung von Stottern, obwohl in der medialen Öffentlichkeit immer wieder „geheilte“ Sotter-Patienten vorgeführt werden.
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